Handwerk im Barnim

Landrat Daniel Kurth besucht Unternehmen in Eberswalde, Wandlitz und Ahrensfelde

9. Mai 2023

Tradition und Innovation kennzeichnen den Barnimer Mittelstand gleichermaßen. In regelmäßigen Unternehmensbesuchen nutzt Landrat Daniel Kurth die Möglichkeit, sich vor Ort ein Bild der vielfältigen Angebote und Dienstleistungen der Barnimer Wirtschaft zu machen und mit Unternehmerinnen und Unternehmern im Landkreis über aktuelle Projekte, drängende Fragen und künftige Vorhaben zu sprechen. Am Dienstag, den 9. Mai 2023, stand zuletzt das Barnimer Handwerk im Fokus:

Aus seinem Eberswalder Geschäft heraus berät Michael Horstmann, Inhaber von Raum-Art-Horstmann, Kunden aus der gesamten Region zu nahezu allen Fragen der Innenraumgestaltung. Exklusive Raumkonzepte auf Basis individueller Lösungen, fachlichem Know-how und umfassender Erfahrung gehören zu den Stärken des Fachbetriebs. Ebenso die persönliche und stets nah am Kunden ausgerichtete Betreuung. Qualitativ hochwertiges Handwerk habe nach wie vor goldenen Boden, erklärte Horstmann gegenüber dem Landrat. Der weiterhin hohen Nachfrage stehe der zunehmende Mangel an Fachkräften im Handwerk gegenüber. Angesprochen auf die größten Herausforderungen, denen er in seinem Geschäftszweig aktuell begegne, führte Horstmann zunehmende strengere Regularien an, die sich u.a. in ausufernden Dokumentationspflichten bemerkbar machten.

Spannende Einblicke in einen gut laufenden Handwerksbetrieb konnte auch Ringo Becker, Inhaber der freien Kfz-Werkstatt KBB Becker-Basdorf vermitteln. Insgesamt 10 Mitarbeitende setzen dort Automobile instand. Im Kampf gegen den Fachkräftemangel setzt Becker auf Ausbildung. Die Bewerberlage gestalte sich jedoch zunehmend schwierig, auch weil klassische Handwerksberufe für junge Menschen an Attraktivität abnehmen würden, wie der Obermeister und Vorstand der Kreishandwerkerschaft Barnim zu berichten weiß. Er sieht das Kfz-Handwerk insgesamt vor vielfältigen Herausforderungen. Dazu gehören u.a. steigende Energiekosten, die zunehmende Steuerlast sowie in immer kürzeren Zyklen auftauchende neue Anforderungen an die personelle und materielle Ausstattung von Werkstätten im Zuge technologischer Neuerungen sowie regulatorischer Bestimmungen im Automobilbereich.

Mehr als 30 Jahre ist es bereits her, als aus einem einstigen Tierhaltungsbetrieb mit Schlachterei im Ahrensfelder Ortsteil Lindenberg eine Tischlerei wurde. Inhaber Michael Salomon und sein Team haben sich seitdem nicht nur durch ausgeprägte Fachkompetenz in allen Fragen der Holzgestaltung einen Namen gemacht, sondern auch als Ausbildungsbetrieb. Regelmäßig begrüßt der Tischlermeister auch Schülerinnen und Schüler in seinem Betrieb, um sie an das Handwerk und seine Vorzüge heranzuführen. Dabei sichert sich Salomon, der sich auch außerhalb seiner Berufung sehr für den Ortsteil und darüber hinaus engagiert, immer wieder auch höchst spannende Aufträge. Derzeit steht z.B. die Aufarbeitung von historischen Fenstern aus dem denkmalgeschützten Bauensemble am Bogensee an. Die Zukunft des Betriebes ist dennoch aktuell ungewiss. Für Salomon gilt es derzeit, die schwierige Frage der Unternehmensnachfolge zu klären. Bislang jedoch ohne Erfolg. Es wäre schade, auch um den Ausbildungsbetrieb, so Salomon.

Über mangelnde Bewerber/innen kann die Schneider & Partner Computervernetzung GmbH in Ahrensfelde nicht klagen. Anfang der 90er-Jahre in Berlin Marzahn gegründet hat das Unternehmen seit 2017 seinen Sitz in Ahrensfelde. Aktuell kümmern sich rund 70 Mitarbeitende um die Installation von Datennetzen aller Art. In der Region gehöre man zu den gesündesten Unternehmen, die angebotenen Berufsfelder finden bei jungen Menschen hohen Zuspruch, erklärt Prokuristin Julia Beise. Das Unternehmen ist in den zurückliegenden Jahren stark gewachsen. Nach wie vor werden neue Geschäftsfelder erschlossen, aktuell u.a. in den Bereichen erneuerbare Energien und Smart-Building. Dennoch sieht man auch bei Schneider & Partner Herausforderungen im personellen Bereich, u.a. weil bezahlbarer Wohnraum in der Region für potenzielle Fachkräfte zunehmend knapp wird, aber auch, weil junge Menschen, die direkt aus der Schule kommen, häufig noch nicht bereit wären für das Arbeitsleben.

Auch die HPT Elektro GmbH, ebenfalls in Ahrensfelde ansässig, kümmert sich um das Thema Vernetzung. Der Schwerpunkt liegt auf der Elektrisierung von Baustellen. Mit nunmehr 30 Jahren blickt das Unternehmen ebenfalls auf eine umfangreiche Firmengeschichte zurück. Aktuell befindet sich der Betrieb in einem umfassenden Modernisierungsprozess, wie Geschäftsführer Jan Seelig und Prokurist Mirco Lützkendorf berichten. Sämtliche Prozesse werden derzeit nach Industrie 4.0-Standards optimiert, um Verfahrensabläufe einfacher und intelligenter zu gestalten. Im Kern handle es sich an vielen Stellen jedoch weiterhin um körperlich schwere Arbeit, die in der Praxis an stetig wechselnden Orten zu verrichten ist. Gute Bewerber/innen zu finden, gestalte sich auch hier zunehmend schwerer. Seelig und Lützkendorf setzen auf ein umfangreiches Eigenmarketing sowie zusätzliche Anreize Mitarbeitende.

Landrat Kurth und WITO-Geschäftsführer Skudelny zeigten sich einmal mehr beeindruckt von der Leistungsfähigkeit und den vielfältigen Angeboten des Barnimer Mittelstandes. Im Fokus des Austausches standen zudem mögliche Formen der Unterstützung durch den Landkreis bzw. die WITO – etwa bei der Fachkräftesicherung oder bei der Überwindung bürokratischer Hürden, z.B. im Zusammenhang mit komplexen Ausschreibungsverfahren.

Robert Bachmann
Pressesprecher

Fotos: Landkreis Barnim/Robert Bachmann Fotos: Landkreis Barnim/Robert Bachmann